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Lehr- und Lernmethoden mit Mehrwert

Anastasia Sfiri & Linda Michelitsch, 07. Februar 2018
Lehr- und Lernmethoden mit Mehrwert 5

Aktive Studierende lernen mehr – diesem Credo widmeten sich die Absolventinnen und Absolventen der diesjährigen Gruppe der Hochschuldidaktischen Weiterbildung bei der Abschlussveranstaltung an der FH JOANNEUM Graz Ende Januar 2018. Eine Sammlung der Lehr- und Lernansätze.

Der wissenschaftliche Geschäftsführer der FH JOANNEUM Karl Peter Pfeiffer, Doris Kiendl als inhaltliche Leiterin und Martin Pöllinger als Organisationsleiter der Weiterbildung eröffneten die Veranstaltung. Dreizehn Absolventinnen und Absolventen präsentierten ihre Auseinandersetzungen mit den Inhalten der beiden Teile der Hochschuldidaktischen Weiterbildung – kurz: HDW – und diskutierten in anschließenden „Markständen“ ihre für die eigene Lehre gewonnenen Erkenntnisse. Auch der neue kaufmännische Geschäftsführer Martin Payer nahm an der feierlichen Abschlussveranstaltung teil und überreichte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der zehnten HDW-Gruppe ihre Zertifikate.

Photo: FH JOANNEUM

Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der feierlichen Abschlussveranstaltung.

„Mind Mapping“ im Unterricht

Lisa Mahajan („Management internationaler Geschäftsprozesse“ und „Business in Emerging Markets“) und Thomas Mathoi („Bauplanung und Bauwirtschaft“, „Architektur“, „Baumanagement und Ingenieurbau“) legen großen Wert darauf, den Interaktionslevel im Unterricht zu erhöhen. Um Studierende zu motivieren, aufmerksam, kreativ und partizipativ im Unterricht zu agieren, setzten sie die Methode des „Mind Mapping“ nach Tony Buzan in der eigenen Lehrveranstaltung ein und berichteten von ihren Erfahrungen mit Gruppen von 50 bis 60 Studierenden. Diese haben mit der Methode und den Lehrenden gemeinsam den Stoff für sich strukturiert und wiederholt und konnten dabei die fertige „Mind Map“ als Dokumentation ihrer Lernprozesse mit nach Hause nehmen. „Abwesende“ Studierende konnten mit dieser Methode erfolgreich aktiviert werden.

“Wir lieben Referate!”

Kai Illing („Gesundheitsmanagement im Tourismus“), Peter Kompolschek („Architektur“) und Baptiste Alcalde („Gesundheitsinformatik / eHealth“) setzten sich mit der Methode der studentischen Referate auseinander und zeigten die Gefahren und Chancen ebendieser für den Unterricht auf. Diese häufig verwendete und überaus beliebte und interaktive Methode der Präsentation eignet sich sehr gut, um den Studierenden wissenschaftliches Arbeiten näher zu bringen. „Wir lieben Referate!“, lautet das Motto vieler Lehrender, die diese Methode regelmäßig im Unterricht einsetzen. Oft stellen Referate die Studierenden jedoch vor eine große Herausforderung – die Recherchen sind ungenügend, die nötige Motivation fehlt, die Aufgabe überfordert sie oder der Zeitdruck ist zu groß. Das Team präsentierte eine Vielzahl an Lösungsvorschlägen, wie Lehrende solche Schwierigkeiten vermeiden und die Studentinnen und Studenten dabei besser unterstützen können. Ziel der diskutierten Vorschläge war es, die Inhalte, die Fähigkeiten sowie die studentische Haltung zu verbessern. Das Referat ist somit keine „Fire & Forget“-Lösung, sondern vielmehr eine „Guided Missile“!

Der Weg zum erfolgreichen Referat. (© FH JOANNEUM / Anastasia Sfiri)

“Mehr als nur Spuren im Sand”

Bettina Folli („Biomedizinische Analytik“), Gert Enzi („Soziale Arbeit“) und Christine Kogler („Biomedizinische Analytik“) präsentierten und diskutierten wie das Lernen „Mehr als nur Spuren im Sand“ hinterlassen kann. Mit interaktiven Beispielen und in einem sehr amüsanten Interview zwischen einem alten, konservativen Professor, dargestellt von Gert Enzi, und einer modernen Neurowissenschaftlerin, dargestellt von Christine Kogler, zeigten sie dem Publikum wie wichtig es ist, Studierenden ein vielfältiges Angebot an Methoden zu bieten. Da der Einsatz ebendieser im Unterricht mehr Zeit beanspruchen soll, wird der Stoff mit unterschiedlichen Praktiken der didaktischen Reduktion gehandhabt. Aber nicht nur aktive Stoff-Wiederholungen und Übungen sind für das Lernen wichtig, auch Pausen und Entspannungsphasen sind für die Leistungsfähigkeit und Konzentration, die nach einer gewissen Zeit nachlassen, von großem Mehrwert.

Sabine Proßnegg („IT-Recht & Management“) und Gottfried Obmann („Business in Emerging Markets“, „Industriewirtschaft / Industrial Management“, „International Industrial Management“, „International Supply Management“) setzten sich mit dem Konzept „Weniger ist mehr“ auseinander. In ihrer Präsentation zeigten sie, dass Lehrende nie ihr ganzes Wissen ansprechen können. Am Ende soll die Essenz übrigbleiben, die viel weniger ist, als das, was man sich am Anfang vorgestellt hat. Und dann gibt es Zeit für Methoden wie das „Concept Mapping“ oder das „Lehrsandwich“, die Studierende helfen, die neu gewonnen Inhalte auch während der Lehrveranstaltung richtig zu lernen.

„Ein Text ist nicht dann vollkommen, wenn man nichts hinzufügen kann, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“
Antoine de Saint-Exupéry

Markstanddiskussion – Gert Enzi, Christine Kogler, Sabine Proßnegg, Bettina Folli (© FH JOANNEUM / Anastasia Sfiri)

Erfolgreiche Lehre durch die „ZIMMER Methode“?

Raul Estrada Vanquez („Electronics and Computer Engineering“, „Produktionstechnik und Organisation“), Wolfgang Gunzer („Diätologie“, „Gesundheits- und Krankenpflege“, „Nachhaltiges Lebensmittelmanagement“) und Martin Gossar („Fahrzeugtechnik / Automotive Engineering“) konzentrierten sich auf die „ZIMMER Methode“ und wie sie in einer Lehrveranstaltung integriert werden kann.
Ziele sollen klar definiert und Studierende aktiviert werden, indem sie die Themen auch lenken können. Inhalte sollen entstehen, wenn man die Frage, „Was ist nötig, um unsere Ziele zu erreichen?“, beantwortet. Sich Zeit für eine Variation von aktivierenden Methoden nehmen, die Studierende helfen, sich kritisch mit Inhalten auseinanderzusetzen. Lehrende lassen sich von den Medien nicht ersetzen. Neben den Lehrenden sind sie aber ergänzend und begleitend wesentlich. Um den Erfolg am Ende eines Moduls zu messen, sollten unterschiedliche Methoden der Leistungsüberprüfung kombiniert werden. Und Reflexion ist bei sehr heterogenen Gruppen, wie die an der FH JOANNEUM, sehr wichtig und nicht zu unterschätzen. Lehrende müssen das eigene Lehrverhalten reflektieren, um eine angstfreie, fehlerfreundliche und konstruktive Arbeitsatmosphäre anzubieten, die durch gegenseitige Akzeptanz und Wertschätzung geprägt ist. Hospitationen, kollegiale Beratung und Weiterbildung, wie die der HDW, sind dafür notwendig.

Mehrwert für alle!

Alle Lehrenden waren sich einig, dass die Hochschuldidaktische Weiterbildung einen großen Mehrwert für ihre Lehre darstellt. Sie hatten die Möglichkeit selbst in der Rolle der Studierenden zu schlüpfen und ihre Lehre kritisch zu hinterfragen und wurden dabei auch ermutigt in der Lehre zu experimentieren. In der Zukunft werden berufsermöglichende und berufsbegleitende Studiengänge als Weiterentwicklungschance gesehen, wobei neue Medien und E-Learning als neue Modelle in der Lehre immer stärker gefragt sind.

In diesem Jahr wurde ein Jubiläum gefeiert – die Hochschuldidaktische Weiterbildung der FH JOANNEUM Graz wurde innerhalb von acht Jahren bereits zum zehnten Mal erfolgreich durchgeführt. Insgesamt konnten dabei rund 150 Lehrende die eigene Lehre unter der Lupe nehmen und ihre Praxis mit neuen didaktischen Methoden und Konzepten bereichern.

Hinweis

Das ZML ist während der HDW für den E-Learning Teil zuständig. Eine Aufgabe der E-Moderatorinnen ist die Reflexion und Dokumentation der Lernprozesse. Eine solche Dokumentation ist auch dieser Beitrag.

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