Auf dem Feld ernten selbstfahrende intelligente Maschinen das Getreide und düngen biologisch. Drohnen bekämpfen gezielt Unkraut und tierische Schädlinge. Die Eier tausender freilebender Hühner werden automatisch in den Lagerraum transportiert, sortiert und überprüft. Bemerkt ein implantierter Mikrochip, dass eine Kuh auf der Weide bereit ist, wird sie mit sanfter Technik zum Melkstand gelotst und gemolken. Die Bäuerin und der Bauer überwachen den Betrieb. Oder werden sie unter Umständen gar nicht mehr vor Ort sein?
Am Bauernhof der Zukunft
Johannes Haas & Eva-Maria Kienzl, 29. Juni 2017Am Studiengang „Nachhaltiges Lebensmittelmanagement“ wird an smarten Konzepten ganz anderer Art für ein neues Miteinander von urbanen Lebenswelten und bäuerlicher Produktion geforscht. Wie kann eine Stadt wie Graz aus dem unmittelbaren Umland versorgt werden? Wie kann das auf kleinen Flächen erfolgen – Stichworte: „Market Gardening“ oder „Microfarming“? Wie können sich begeisterte junge Menschen engagieren? Und: Wie können kleine Bauernhöfe die Lebens- und Arbeitsform der Zukunft werden und nicht das scheinbare Auslaufmodell bleiben?
Miteinander von Stadt und Land
Neue Konzepte beinhalten eine partnerschaftliche Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Qualifikation, die ein neues Verständnis von „Bauernhof“ verwirklichen. Neueste Technologien bei Anbau, Pflanzenschutz, Ernte, Verarbeitung, Lagerung und Verteilung werden auch für Kleinstbetriebe entwickelt. Die Verantwortung und das finanzielle Risiko könnten zwischen Landwirtschaft sowie Konsumentinnen und Konsumenten geteilt werden. Foodcoops, solidarische Landwirtschaft oder Genossenschaften verringern hierbei die Distanz zwischen allen Beteiligten und sichern so eine wirtschaftliche Arbeitsweise. Sie ermöglichen außerdem die gemeinsame Entwicklung von Ideen für die Organisation oder neue Produkte.
Bauernhof 21
Studierende stellen sich im institutsübergreifendem Forschungsprojekt „Bauernhof 21“ der FH JOANNEUM die Frage: Wie können städtisches Umfeld und kleinstrukturierte steirische Landwirtschaft voneinander profitieren? Zum einen ist der Trend zur Urbanisierung eine Herausforderung für die Lebensmittelversorgung. Zum anderen ist die traditionell klein strukturierte Landwirtschaft mit dem sogenannten Bauernsterben und der Tendenz zu industrialisierten landwirtschaftlichen Großbetrieben konfrontiert.